Care

Wie ist Sorge-Arbeit mit der Klimagerechtigkeitsbewegung verbunden und umgekehrt? Und wie lässt sich Care-Arbeit in Krankenhäusern und Pflegediensten, in Familien und Stadtteilen klimagerecht vergesellschaften? Es gibt schon viel auf das wir zurückgreifen können: Experimente sorgender, solidarischer Städte, (Wieder-)Aneignung von Care-Einrichtungen und selbstorganisierte, kooperative Care-Praxen. Ausgehend von den bestehenden Praxen, Projekten und Kampagnen wollen wir Ideen für gemeinsam getragene Aktionen entstehen lassen.

1. Was sind konkrete Ziele in eurem Themenstrang, die ihr mit einer Vergesellschaftung für Klimagerechtigkeit erreichen wollt?

  1. Wir wollen Care ins Zentrum von Wirtschaft und Gesellschaft stellen, um damit eine Antwort auf die Klimakrise zu haben. Dabei sollen alle an bedarfsgerechter Versorgung teilhaben und dazu ermächtigt werden, Geschlechternormen aufzubrechende selbstorganisierende Praxen ausprobieren. Dafür sind Räume, existenzielle Sicherheit und Zeit nötig.
  2. Wir wollen ein Profitverbot in der bezahlten Sorgearbeit erwirken. Weniger Profit und Wachstum führt zu weniger Klimazerstörung.
  3. Wir sehenSorgende Städte als Zukunftsvision für eine gerechte Welt. Eine Zukunftsvision, die sich ganz praktisch erkämpft oder selbst organisiert: als Nachbarschaft, soziales Zentrum, ausgebauter ÖPNV oder vergesellschaftetes Krankenhaus.

2. Was sind wichtige Faktoren im Kontext eures Themenstrangs, die Strategien zur Vergesellschaftung berücksichtigen müssen?

Entlohnt und unentlohnt Sorgearbeitende sowie Menschen mit hohem Selbstsorgebedarf müssen in Forderungen und Aktionen vorkommen. Wo ein Profitverbot in einem Care-Bereich eher mittels Konzern-Übernahme durchsetzbar ist und/oder wo kein ökonomischer Druck durch Streiks ausgeübt wird, müssen betriebliche und gesellschaftliche Care-Kämpfe zusammenkommen

 

3. Was sind die Strategien, die ihr in eurem Themenstrang verfolgen wollt? Was sind die Projekte / Kampagnen / Formen von Praxis, die ihr in eurem Themenstrang besprecht?

  1. Wir wollen eine Kampagne starten, die eine Massenklage gegen die Veruntreuung von Krankenversicherungsbeiträgen durch die Versicherten als Ziel hat. Aktuell dienen die Krankenversicherungsbeiträge zur Finanzierung eines 2-Klassengesundheitssystems, welches die Gesundheitsversorgung nur innerhalb eines bestimmten Rahmen gewährleistest. Viele Menschen sind davon ausgeschlossen oder werden darin diskriminiert. Zugleich ist es auf Profitlogik ausgerichtet und durch die Versicherungsbeiträge finanziert, was unter anderem zu schlechten Arbeits- und Pflegebedingungen führt. Würden die Versicherten diese einklagen und eine andere Nutzung fordern, kommen wir dem Ziel eines Profitverbots in der Care-Arbeit näher. Forderung zur Umnutzung könnten die Abschaffung des DRG-Fallpauschalensystems sein und die Einführung einer Bürgerversicherung.

 

2. Überall in Deutschland (und darüber hinaus) stehen viele ehemalige Einkaufszentren leer. Dieser großen Flächen haben Potenzial, in Orte für Alle umgestaltet zu werden, anstatt als neue Büroflächen für Wenige zu dienen! Wir wollen leerstehende Shopping Malls zu Sorgezentren umbauen, denn es gibt einen großen Bedarf an einer gerechten und umfassenden Gesundheitsversorgung für alle. Zur Gestaltung der Gebäude wollen wir die unmittelbare Nachbarschaft einbeziehen und nach ihren Care-Bedarfen befragen.

4. Was muss nach dieser Konferenz konkret getan werden, um diese Strategien in die Praxis umzusetzen?

  1. Recherchearbeit bezüglich Umsetzbarkeit von z.B. Sammelklage. Was sind die juristischen Voraussetzungen dafür?
  2. Organisierung in den Projektgruppen. Lokale Bezüge und Gruppen aktivieren. Bundesweite Vernetzung bezüglich Sorgende Städte anstoßen. Leerstehende Gebäude finden. Nachbarschaften nach Nutzungswünschen fragen.
  3. Orte des Wiedersehen schaffen. Veranstaltungen oder Konferenzen planen, die gemeinsame Bezugspunkte für die jeweiligen Gruppen sein können.

5. Welche Gruppen sind in diesem Bereich aktiv bzw. wen kann ich kontaktieren, wenn ich zu der Umsetzung beitragen möchte?

Zum Weiterdenken

Barbara Fried und Alex Wischnewski stellen das Konzept und Praxis der „sorgender Städte“ vor: https://zeitschrift-luxemburg.de/artikel/sorgende-staedte/

 

Eine kurze Zusammenfassung von Gabriele Winker ihres Buches Solidarische Care-Ökonomie – Revolutionäre Realpolitik für Care und Klima: https://www.b-b-e.de/bbe-newsletter/newsletter-nr-5-vom-1032022/winker-care-revolution-als-klimagerechtigkeitspolitik/

 

Gastbeitrag bei Communia von Nadine Gerner mit dem Titel „Vergesellschaftung ist feministisch: Die Sorge(n) vergesellschaften – aber wie?“: https://communia.de/vergesellschaftung-ist-feministisch-die-sorgen-vergesellschaften-aber-wie-1/

 

Dissens Podcast mit Feline Tecklenburg und Elisabeth Klatzer: „Care-Ökonomie: Warum unsere Wirtschaft ein Fürsorge-Update braucht“: https://podcast.dissenspodcast.de/213-care

 

Dissens Podcast mit den Pflegerinnen Paula und Anuschka: Krankenhausreform „Streiks und nicht Lobbyismus schaffen ein gutes Gesundheitssystem“ https://podcast.dissenspodcast.de/219-gesundheit